DIE PÄPSTIN

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Johanna Wokalek als Päpstin Johanna in der Bestsellerverfilmung nach Donna Woolfolk Cross gleichnamigen Roman.

Inhalt

DIE PÄPSTIN

Der Roman „Pope Joan“ der US-amerikanischen Schriftstellerin Donna Woolfolk Cross, aus dem Jahr 1996 und erschienen im Aufbau Taschenbuchverlag, gehört laut einer Umfrage des ZDF nach wie vor zur Liste der 10 Lieblingsbücher der Deutschen. In meiner persönlichen Hitliste ist das Drama DIE PÄPSTIN nicht vertreten – was aber eher als subjektiv in diesem Zusammenhang zu betrachten ist.

Einer meiner Lesetipps ist die kleine Geschichte „GUT GEGEN NORDWIND“ des Schriftstellers Daniel Glattauer und bis ich gleich zur Bestsellerverfilmung DIE PÄPSTIN komme, hier ein paar kurze Angaben: „Gut gegen Nordwind“ ist nicht nur witzig und federleicht geschrieben – auch seiner Form macht Spaß und kann deshalb im Zusammenhang mit einem Buch durchaus als ungewöhnliche gelten. Es ist zwar eine klassische und romantische Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten Emmi und Leo, aber sie steht auch ganz im Zeichen des World Wide Web. Somit gibt es auf 224 Seiten einen reinen E-Mail-Verkehr zu lesen.

Tja, sollte mailen tatsächlich schon literaturfähig oder -würdig sein? Seid gewiss…es ist so!

Mehr noch: Die Geschichte beinhaltet eine Faszination der man sich kaum entziehen kann. Denn „Gut gegen Nordwind“ ist wirklich geistreicher E-Mail-Wechsel, der sich nicht hinter der sonst üblichen Erzähl-und Schreibweise verstecken muss. Das Kammerspiel, der ironischem Schlagabtausch zwischen dem ungleichen Paar wirkt nie langweilig und und selten habe ich so intensiv mit lachen, mit fiebern und mit weinen können.

„Gut gegen Nordwind“ ist einfach genial geschrieben und der Leser kann regelrecht nachempfinden, welche Freude das „Emmi-Leo-Frage-Antwortspieles dem Autor Daniel Glattauer gemacht haben muss, als er es zu Papier brachte…

DIE PÄPSTIN im Kino

Wie gesagt, auf  einem thematisch und formtechnischen ganz anderen Blatt, steht der Roman  „Pope Joan“, der unter dem Filmtitel DIE PÄPSTIN 2009 in die Kinos kam. In ihrem Buch beschreibt die Autorin Donna Woolfolk Cross die Geschichte der sagenumwobenen Päpstin Johanna.

Jene wird bis zum heutigen Tag vom Vatikan ins Reich der Legenden verwiesen. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, entbehrt es nicht einer gewissen Faszination daran zu glauben – zumal es der atemberaubende und zugleich bewegende Aufstieg der Johanna von Ingelheim wäre, die als Mann verkleidet es angeblich bis in die höchsten Ränge des römischen Klerus gebracht hatte bzw. im Jahre 853 dann zum Papst gewählt wurde.

Dennoch sind bereits im Buch große Teile der Geschichte frei erfunden, aber die darin beschriebene modern anmutende junge Frau, die im düsteren Mittelalter lebte und deren Bildungsdrang sie in einer patriarchalen Gesellschaft zwingt, sich ihr Leben lang zu verstellen, trägt zumindest dazu bei, dass es zu einer Art Legendenbildung kommt.

Regisseur Sönke Wortmann (DAS HOCHZEITSVIDEO, FRAU MÜLLER MUSS WEG) hat sich dieser Historie angenommen bzw. das Buch von Donna Woolfolk Cross adaptiert.

DIE PÄPSTIN und nichts als die Wahrheit ?

Ist „Die Päpstin“ ein Mythos? Oder wurde sie tatsächlich im Nachhinein aus den Chroniken getilgt?

Daraus entstanden schon leidenschaftlich und kontrovers geführte Diskussionen, die mit dem weltweiten Millionen-Bestseller von Donna Cross ihren vorläufigen Höhepunkt fanden: Aber welche Rolle spielt dabei ein geheimnisvoll geformter Stuhl, der gut versteckt im nicht-öffentlichen Teil der vatikanischen Museen steht? Ist das der eigentliche Beweis für die Existenz eines delikaten Rituals, welches auf die „Sünderin in Männerkleidern“ zurückgeht?

Es scheint fast so, denn nach Johannes Anglicus. dem VIII. mussten sich neu gewählte Päpste über Jahrhunderte einer Überprüfung ihres Geschlechtes unterziehen. Und das bezeugen selbst offizielle Kirchenchronisten – nur der Vatikan schweigt bis dato! Bleibt also die Frage, war Papst Johannes der VIII. eine Frau?

DIE PÄPSTIN, Filminhalt

In Ingelheim am Rhein wird Johanna (Johanna Wokalek) geboren und verbringt auch hier ihre Kindheit. Sie ist die Tochter eines fanatischen Dorfpriesters, wird streng zum religiösen Glauben erzogen, aber lernt heimlich und gegen den Willen des Vaters das Lesen und Schreiben.

Nachdem Johannas außergewöhnliche Talent offenkundig wird, darf sie als einziges Mädchen die Schule in Dorstadt besuchen. Sie wird in die Obhut des Ritters Gerold (David Wenham) gegeben. Bald verliebt sich Johanna unsterblich in ihn, doch nach einem blutigen Überfall der Normannen muss sie eine folgenreiche Entscheidung treffen…

Johanna tritt Inkognito in das Kloster zu Fulda ein. Dort wird sie als Mann zum Priester geweiht und erlernt die Kunst des Heilens. Ihr Rum als Wunderheiler spricht sich schnell bis nach Rom herum und Johanna wird auf Grund ihrer Fähigkeiten zum Leibarzt von Papst Sergius (John Goodman) berufen.

Kurz darauf wird der Papst vergiftet aufgefunden. Der Drahtzieher des Komplotts, Bischof Anastasius (Anatole Taubman), macht sich Hoffnungen auf den Heiligen Stuhl – doch überraschend wird statt er, Johanna zum Papst gewählt. Aber die bisher unentdeckte „Päpstin“ besitzt eine gefährliche Schwachstelle: Johanna ist von Gerold, dem heimlichen Geliebten, schwanger…

DIE PÄPSTIN, Filmkritik

Die große, deutsche Produktion DIE PÄPSTIN wurde der Presse lange vorenthalten.

Als man sie endlich sehen durfte, war klar weshalb. Die Verfilmung des Romans ist augenscheinlich eine schwere Geburt gewesen: Bereits seit Jahren dümpelte die Produktion mit wechselnder Darsteller- und Regiebesetzung vor sich hin…

Nachdem Volker Schlöndorff (!) wegen einer kritischen Äußerung zur Zweitverwertbarkeit von Kinofilmen gefeuert wurde, nahm Sönke Wortmann auf dem Regiestuhl platz und versuchte es von Anfang an allen recht zu machen: Sowohl den Lesern des Bestellers, indem er brav die einzelnen Stationen des Romans nacherzählte, und der Constantin Film, die gleich eine längeren Version für das Fernsehen ins Auge fasste…

Am Ende herausgekommen ist: Viel vorhersehbarer Kitsch in einer mit unzähligen Klischees gespickten und langweilig erzählten Geschichte! Dazu gibt es eine melodramatische Musik-Untermalung und eine ausdruckslose Erzähl-Stimme, die das (über)lange Geschehen nicht erträglicher macht.

Das einzig Gute an diesem Film ist die schauspielerische Leistung von Johanna Wokalek, die wiederum alle anderen Figuren des Films blass und eindimensional aussehen läst. Ja, man könnte fast sagen, außer ihr, gibt es nur jede Menge Kostüme zu sehen.
Fazit: Wirklich schade um den spannenden Romanstoff!!

PS.: Und wer wissen möchte wie es spannend mit Emmi und Leo weitergeht: Alle sieben Wellen heißt die mit „Taschentuchgarantie“ geschriebene Fortsetzung. Erschienen ist das Buch bei Deuticke, im Zsolnay-Verlag.


Studio / Verleih / Bild- und Textnachweis: Constantin Film, Aufbau Taschenbuchverlag

DIE PÄPSTIN, 6.5 out of 10 based on 4 ratings

3 Kommentare zu DIE PÄPSTIN

  1. WOW. Thematik toll umgesetzt und ich bin überrascht und auch erschreckt, dass es auch heute immer noch Menschen da drausen gibt die so von und über den MENSCH Frau denkt/urteilt/befiehlt.
    Der Film zeigt wunderbar dass WIR alle Menschen sind und ALLE gleiche Rechte auf das von uns erstrebte / ausgewählte Leben haben und dies nicht anderes gehandhabt wird nur weil ein MENSCH ein anderes geschlecht hat.
    Danke für diesen tollen, meiner Meinung durchaus Oscar reifen Film.
    ABER ich glaube nicht das er nominiert wird, denn dieser Film zeigt was man dem „MENSCH-FRAU“ angetan hat und es immer noch so geschieht! (so war es auch mit „Der verlorene Sohn“, absolut Oscar reif und … ).

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