SUSHI IN SUHL

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Die wahre Geschichte der Suhler Japan-Legende!

Inhalt

SUSHI IN SUHL

Der Thüringer an sich und der Japaner im Speziellen liegen faktisch auf gleicher Wellenlänge. „Beide machen Sachen eher mit sich selbst ab“ – behauptet zumindest der Schauspieler und Kabarettist Uwe Steimle.

Und der muss es wissen, denn Steimle verkörpert in der kurios-köstlichen Komödie SUSHI IN SUHL den Sushi-Wirt Rolf Anschütz, der bis 1989 im thüringischen Suhl das einzige japanische Restaurant auf ostdeutschen Boden am Laufen hielt.

Waffenschmied

Zwischen 1965 und 1983 war die große Zeit des Japan-Restaurants zum „Waffenschmied“. An der Decke und an den Wänden hingen, statt roter Arbeiter- und Bauern-Flaggen, Stoffbanner mit japanischen Schriftzeichen. Gegessen wurde von niedrigen Holztischen, an denen man -ganz nach japanischer Esskultur- natürlich knien musste. Doch auf Grund der immer allgegenwärtigen Mangelwirtschaft gab es statt Thunfisch- und Lachsfilet heimischen Teichkarpfen und in dem Sake-Becher schimmerte der ungarische Tokajer.

Die Kimonos für die Bedienung wurden in liebevoller Heim-Handarbeit selbst zusammengenäht bzw. mussten Baumwoll-Judo-Kutten statt seidener Kimonos herhalten. Nur die zubereitungstechnisch wichtige Sojasoße war stets und Dank „Westbeziehung“ original – was schließlich selbst den japanischen Kaiser auf den Plan rief, der Rolf Anschütz den Orden für „Kulturelle Verdienste“ verlieh.

Rolf Anschütz

Bereits während seiner Ausbildung in Leipzig interessierte sich Rolf Anschütz für die japanische Kochtradition. So stand nach dem Ende seiner Küchenlehre für ihn fest, dass er nicht nur japanisches Essen im „Waffenschmied“ anbieten, sondern auch die für uns gewöhnungsbedürftigen Tischsitten umsetzen wird.

Von Anfang an war damit neben der kulinarischen Herausforderung vor allem viel Organisations- und Improvisationstalent auch bei den Handwerkern vonnöten und der Name des Restaurants blieb wohl letztendlich nur der Tradition der Waffenstadt Suhl geschuldet bzw. ein Zugeständnis an die stets argwöhnende Staatsobrigkeit.

Ungeachtet dessen, entwickelte sich SUSHI IN SUHL unter der Leitung von Rolf Anschütz schnell zum Geheimtipp im sonst vorherrschenden Einerlei aus Schweinebraten und Rindsroulade. Ob für hohe Gäste aus dem Ausland oder Brigadefeiern mit IM-Anschluss, Rolf Anschütz‘ geniale Idee lies gesellschaftlich wie kulinarisch alles noch grauer bzw. geschmackloser aussehen, als es in der DDR ohnehin an der Tagesordnung war.

Mehr als zwei Millionen Gäste konnten im „Waffenschmied“ die exotische Küche genießen und das Restaurant war auf Jahre fast immer ausgebucht. Somit war es kein Wunder, dass es der „normale“ DDR-Bürger nie bis auf die Gästeliste schaffte, zumal im „Waffenschmied“ nicht nur gegessen sondern auch fernöstlich gebadet wurde.

Denn und wie gesagt, die Maxime von Rolf Anschütz war allumfassend und dazu gehörten neben den Mahlzeiten ebenso die Badegewohnheiten aus Fernost: Vor dem Essen wurde deshalb gemeinschaftlich nackt oder nur mit einem kleinen Lendenschurz bedeckt gebadet, was für den FKK-gewöhnten DDR-Bürger im Grunde kein Problem war – nur wollte sich die Obrigkeit natürlich keine Blöße vor ihren Bürgern geben…

SUSHI IN SUHL, Bilder

SUSHI IN SUHL, Filminhalt

„Anfang der 1970er Jahre hat der thüringische Koch Rolf Anschütz (Uwe Steimle) keine Lust mehr auf Klöße und Gulasch, und bringt nach einem Buch die tollsten japanischen Kreationen auf den Tisch. Den Einheimischen schmeckts und bald auch japanischen Gästen, nur die spießigen DDR-Funktionäre betrachten das Treiben skeptisch, bis die Geldquelle für den Staat sprudelt und das Lokal international das Ansehen des Landes mehrt…“(kino.de)

Mit verklärter Ostalgie hat die Komödie SUSHI IN SUHL dennoch nichts zu tun. Dem Regisseur Carsten Fiebeler (u.a. KLEINRUPPIN FOREVER, DAS BLAUE LICHT) und dem Produzenten Carl Schmitt geht es vielmehr darum zu zeigen, das Menschen wie Rolf Anschütz, der im April 2008 im Alter von 75 Jahren starb, auch in einem totalitären System durchaus ein bisschen Freiheit leben konnten.

Und der Schauspieler Uwe Steimle (TV Polizeiruf 110, HEIMAT 3 – CHRONIK EINER ZEITENWENDE) zum Film: „Anschütz ist ein kluger Mensch gewesen, der das politische System, das sonst alles Kapitalistisch-Fremde abgelehnt hat, in seinem Sinne nutzte. Überall leben solche Menschen – egal ob in einer Diktatur oder einer Demokratie – die sich in ihrem Grundcharakter ähneln. Es ändern sich zwar die Systeme, aber nicht die Menschen…“


Studio / Veleih / Bild- und Textnachweis: Movienet, Crest Media, kino.de

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