NICHTS ZU VERZOLLEN

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Was passiert mit Grenzbeamten, wenn die Mauern fallen?

Inhalt

NICHTS ZU VERZOLLEN

Die politisch wie soziale Frage stand schon 1989 an der knapp 1400 km langen innerdeutschen Grenze zur Debatte. Nur damals wie heute hat sie keinen -nicht einmal im Ansatz- humorvollen Beigeschmack.

Geschichtlich etwas entspannter können hingegen die Franzosen bzw. Belgier mit der Thematik umgehen. Aber bzw. gerade weil Grenzen oft genug nur in den Köpfen der Menschen existieren, versucht sich der französische Komödienspezialist Dany Boon in seinem neuen Film NICHTS ZU VERZOLLEN (Originaltitel: Rien à déclarer), den Grenzbeamten von der satirisch-witzigen Seite zu nähern.

Schwierig genug: Nicht nur im ehemals geteilten Deutschland wächst seit über zwanzig Jahren eher zögerlich zusammen, was zusammen gehört!

Also grenzenlos witzig ?

Im Januar 1993 erreicht die zollfreie Zone auch die Franzosen bzw. ihr direktes Nachbarland, das Königreich Belgien: In Europa fallen die Grenzkontrollen zwischen den Benelux-Ländern, Frankreich und Deutschland. Von einem Tag auf den anderen stehen sich die sehr gegensätzlichen Vertreter der Beamten-Spezies nicht nur einander gegenüber, sondern müssen vor allem miteinander klar kommen…

Dany Boon (u.a. MEIN BESTER FREUND, AFFÄREN A LA CARTE) löst trotz Komödiencharakter des Films die daraus resultierenden Konflikte nicht im Schenkelklopfer-Handstreich oder einfach mit Witzigkeit ohne Grenzen – dafür meint es der Regisseur zu ernst mit dem Thema!

Denn unbestritten sind Staatsgrenzen zwar seltsame, aber letzten Endes sensible Gebilde, an denen im Laufe der Jahrzehnte jedoch tatsächliche Grenzziehungen emporwuchern. Diese wollen entsprechend taktvoll behandeld werden. Oder anders ausgedrückt – je länger man voneinander getrennt, geographisch jedoch sehr nah ist, umso schärfer scheinen sich kulturelle Unterschiede zu etablieren bzw. desto ersprießlicher wachsen die Vorurteile.

Auch wenn diesbezüglich in Belgien die Innenpolitik seit dem Zweiten Weltkrieg von einer Art Föderalisierung geprägt ist, die insbesondere die Abspaltungstendenzen der verschiedenen Sprachräume abzumildern versucht, gewinnen nach wie vor die auf eine Unabhängigkeit der Landesteile zielenden Parteien zunehmend größere Wähleranteile für sich.

Deshalb konzentriert sich wie schon in WILLKOMMEN BEI DEN SCH‘ TIS die bissige Komödie NICHTS ZU VERZOLLEN weniger auf das Große und Ganze, sondern erneut auf die kleinen Leuten, die kleinen Rädchen im Staats-Getriebe und im Speziellen auf die Beamten an der französisch-belgischen Grenze – sozusagen die Bewacher und Vollstrecker der Zoll-Politik.

NICHTS ZU VERZOLLEN, Besetzung

Comedy-Multitalent Boon spielt also den liebenswerten, französischen Grenzbeamten, der das Zwerchfell des Kinobesuchers ganz oft an dessen persönliche Lach-Grenze führt!

Sein belgischer, schießwütiger Counterpart wird von Benoît Poelvoorde (COCO CHANEL) -nicht minder witzig aber vor allem um Einiges sarkastischer- in Szene gesetzt. Dessen Grimassen-Spiel bzw. seine aberwitzige, cholerische Wutattacken stehen zudem in bester Tradition von Comedy-Superstar Louis de Funès.

Kein Wunder also, dass ihm die Rolle des frankophoben, bösartigen Zollbeamten Poelvoorde wie auf den Leib geschrieben ist. Neben den beiden Hauptprotagonisten sind auch Karin Viard (DAS SCHUCKSTÜCK), François Damiens (DER AUFRAGSLOVER, NATHALIE KÜSST), Bouli Lanners (ELDORADO), Zinedine Soualem (WILLKOMMEN BEI DEN SCH‘ TIS) sowie der Neuentdeckung Julie Bernard zu sehen.

NICHTS ZU VERZOLLEN, Filmkritik

NICHTS ZU VERZOLLEN schließt fast nahtlos an den bahnbrechenden Erfolg von WILLKOMMEN BEI DEN SCH‘ TIS an, der mit mehr als 20 Millionen Zuschauern der erfolgreichste Kinofilm in Frankreich ist.

Mit einem untrüglichen Gespür für Timing und Situationskomik und dem typischen, liebevollen Blick auf menschliche Schwächen prallen in NICHTS ZU VERZOLLEN erneut Gegensätze aufeinander, dass die Funken nur so sprühen.

Fazit: Ein absurd komischer, actionreicher Spaß und doch zugleich ein warmherziges Plädoyer für die Aufhebung der festzementierten Grenzen in den Köpfen der Menschen und vor allem ein „MUSS“ für alle Fans der Komödie WILLKOMMEN BEI DEN SCH‘ TIS…

NICHTS ZU VERZOLLEN, Filminhalt

Mathias Ducatel (Dany Boon) weiß noch nicht genau, was ab Januar 1993 aus seinem Job als Grenzbeamter werden wird. Doch er ist nicht allein mit dieser Sorge…

In der kleinen Grenzstadt  -eine Hälfte steht in Belgien, die andere in Frankreich- machen sich viele Leute Gedanken darüber. Etwa das Ehepaar Janus (Karin Viard, François Damiens), deren Kneipe „No Man’s Land“ nicht nur Treffpunkt für die Grenzbeamten, sondern auch Raststätte für viele bisher wartende Reisende ist.

Andererseits freut sich Mathias auch über die Grenzöffnung, dass er seine große Liebe, die Belgierin Louise (Julie Bernard), nun bald ohne Grenzformalitäten sehen kann.

Das eigentliche Problem war jedoch schon vorher nicht die Grenze, sondern vielmehr Louises Bruder Ruben Vandevoorde (Benoît Poelvoorde), der Frankreich und die Franzosen verabscheut und als Grenzbeamter faktisch Mathias‘ direktes Gegenüber ist. Schon von Kindesbeinen an absolut frankophob erzogen, dreht sich sein Leben einzig und allein um die Frage, wie er die verhassten, französischen Nachbarn beim Grenzübertritt buchstäblich in ihre Schranken weisen kann.

Als man ihn im Rahmen eines belgisch-französischen, grenzüberschreitenden Pilotprojekts auch noch zwingt, mit seinem französischen Kollegen Mathias Ducatel zusammen zu arbeiten, versteht Ruben die Welt nicht mehr.

Und wie gut, dass er nicht weiß, dass sein französischer Kollege gerade Hochzeitspläne schmiedet – mit Rubens Schwester Louise…


Studio / Verleih / Bild- und Textnachweis: Pathé Films AG, Prokino Filmverleih

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