WHO AM I

WHO AM I
Foto: Sony Pictures Germany
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Der deutsche Film geriet besonders in den letzten Jahre immer wieder in die Kritik von Presse und Publikum. Dabei gern aufs Korn genommen wurden und werden immer wieder der Filmemacher und Schauspieler Til Schweiger und der Regisseur Uwe Boll.

Beide haben aus vielerlei Gründen bei den Medien nicht den besten Ruf. Siehe auch Artikel KEINOHRHASEN 3.

Demzufolge konnten Filme wie ZWEIOHRKÜKEN oder FAR CRY zwar die Portokasse füllen, aber wirklich gute Kinounterhaltung sieht für meinen Geschmack anders aus.

Inhalt

WHO AM I

Da wäre zum Beispiel STEREO, vom Regisseur Maximilian Erlenwein. Der Film kam im Mai 2014 in die Kinos und setzte sowohl von der Regie als auch von der Leistung der Protagonisten ein deutliches Achtungszeichen für das deutsche Kino.

WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER verdient diese Aufmerksamkeit ebenfalls. Das Werk ist somit der zweite hochkarätige deutsche Thriller auf den Leinwänden und beide teilen zudem ein filmisches Vorbild: Es ist David Finchers Meisterwerk FIGHT CLUB.

WHO AM I? oder Hacken mal ganz nüchtern!

Hacker werden in Filmen oft als technische Götter dargestellt, die mit einem Knopf die gesamte Welt beherrschen können – wenn Sie das nur wollten. In wirren dreidimensionalen Grafiken hacken sich die Cyberspace-Terroristen durch Daten und alle Sicherheitssperren. In der realen Welt sieht das allerdings anders aus.

So haben die meisten Hackerangriffe, wie gern glauben gemacht wird, keinen wirtschaftlichen Hintergrund, sondern sind eher ganz profan. Sprich: Es werden gern die privaten Fotos der Stars und Sternchen „angezapft“.

Aber, es gibt neben selbstverständlich auch wirschaftlichen Interessen und den, sagen wir mal „unterhaltsamen Angriffen“, ebenso Aktionen gegen politische Missstände in der Welt. Zu den Vertretern dieser Hacker gehört die Gruppe „Anonymus“. Sie hat sich dem Cyber-Kampf gegen die zahlreichen Plattformen der IS verschrieben…

Deutsches Kino – ganz nah an der Wirklichkeit

So zeigt WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER! in 106 Minuten ein überraschend realistisches Bild vom Leben und Alltag einer Hackergemeinschaft. Und wen wundert es wirklich, diese ist besonders in Sachen Technik fernab von den bekannten Hollywoodklischees.

Während unter anderen in STIRB LANGSAM 4 oder WAR GAMES das Hacken eine spektakülare Aneinanderreihung von Grafiken zu sein scheint, ist die Darstellung in WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER! weitaus realistischer: Weiße Zahlen auf schwarzem Grund – das ist schon die ganze elektronische Magie (siehe auch Artikel: HACKER: PORTRÄT EINER GEGENKULTUR)

WHO AM I, Besetzung

Tom Schilling: Der zweiunddreißigjährige deutsche Schauspieler konnte mit seinen Rollen in NAPOLA – ELITE FÜR DEN FÜHRER, DER BAADER MEINHOF KOMPLEX und OH BOY bereits sein Talent zur Schau stellen. Letzteres brachte ihm den Gewinn des bayrischen Fernsehpreises.

Elyas M’Barek: Der österreichich-tunesische Schauspieler ist besonders in den letzten jahren durch seine Rollen in DIE WELLE, TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER und FACK JU GÖHTE ins Gespräch gekommen und erlebt eine stetige Beliebtheit bei den Kinogängern – natürlich besonders bei der weiblichen Fraktion.

Wotan Wilke Möhring: Möhring gilt mittlerweile als alteingesessener deutscher Schauspieler, der seine Karriere durch die Rollen in DAS EXPERIMENT, DER LETZTE SCHÖNE TAG und im Leipziger TATORT vorantrieb und dabei ebenfalls zahlreiche Auszeichnungen erhielt.

Antoine Monot Jr.: Dem jüngeren Publikum dürfte Monot wohl eher als Tech-Nick aus der Saturn Werbung bekannt sein. Doch Antoine Monot Jr hat bereits eine langjährige Schauspielerfahrung. Unter anderen konnten wir ihn gemeinsam mit Wotan Wilke Möhring in DAS EXPERIMENT sehen.

WHO AM I, Filmkritik

WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER! dürfte wohl gemeinsam mit DIE GELIEBTEN SCHWESTERN einer der besseren, deutschen Film des Jahres sein. Für eine Qualifizierung zum „Auslands-Oscar“ reicht es sicherlich nicht, aber ich finde, ein trotzdem gelungenes Werk!

Einige Kritikpunkte gibt es dennoch. Allen voran in Persona Elyas M’Barek. Er spielt erneut einen Macho der Frauen aufreißt und auf Partys herumstolziert. Nicht nur, dass er damit in seiner bisherigen Schauspielkarriere nahezu immer den selben klischeebehafteten Charakter porträtiert, auch kann er wieder nur bedingt den Zuschauer überzeugen.

Tom Schilling und Wotan Wilke Möhring hingegen spielen hervorragend ihre facettenreichen Rollen.

Warnung: Die nächsten zwei Abschnitte enthalten Spoiler!

Als inhaltliches Manko des Films kann zudem gelten, dass an gewissen Stellen die Logik fehlt. An einer ansonsten spannend inszenierten Stelle der Handlung flieht Benjamin in einer Bibliothek vor einem bis auf die Zähne bewaffneten und professionel ausgebildeten SEK-Team. Und *TROMMELWIRBEL* – er entkommt, indem er sich unter einem Tisch versteckt…

Mich persönlich stören Logikbrüche in Filmen nur selten, da ich hier ungern die Nadel im Heuhaufen suche. Doch soetwas ist einfach cineastisch lächerlich…

Auch dem eigentlichen Ende des Films stehe ich etwas kritisch gegenüber. Orientierte sich STEREO bereits an David Finchers FIGHTCLUB, setzt WHO AM I noch einen drauf und macht selbst vor dem Filmposter nicht halt.

Der jedoch mit Abstand größte Schwachpunkt in WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER! ist die Liebesgeschichte zwischen Benjamin und Marie. Wir alle kennen die oftmals zäh inszenierten, langatmigen Liebesgeschichten aus deutschen Filmen. Auch hier schadet sie eher als das etwas Bereicherndes hinzugefügt wird.

Bei aller angesprochenen Kritik, gibt es -wie gesagt- unstrittige Highlights. Dazu gehört die Sequenzen im sogenannten „Darknet“. Hier versammeln sich in speziellen Chaträumen die Kriminellen des Internets.

Inszeniert wird das ganze in abgeschotteten Wagonzügen. Die Avatare der User sind dort lebendig und in symbolischer, schwarzer Kleidung. Dazu werden die Chats eingeblendet, was zugleich authentisch wirkt und visuell sehr ansprechend ist.

FAZIT: Einige kleinere Schwächen im Schauspiel und Logiksprünge trüben letztendlich nicht das Gesamterlebnis.
WHO AM I ist ein schneller, berauschender Thriller, der interessante Einblicke in die Welt des Hacken bietet. Der Film ist visuell sicher inszeniert und überzeugt größtenteils bei den Darsteller.

Oder kurzum: WHO AM I bringt frischen Wind in die deutsche Filmlandschaft und von meiner Seite gibt es eine klare Empfehlungen!

WHO AM I, Bilder

WHO AM I, Filminhalt

Benjamin (Tom Schilling) hat das Gefühl, dass die Welt ihn ignoriert – er nicht von seinen Mitmenschen ge- und beachtet wird. So flüchtet Benjamin in eine virtuelle Welt, in die Welt der Programmierer und Hacker.

Für seine Schulliebe Marie (Hannah Herzsprung) versucht er, dass Ergebnis einer wichtigen Arbeit im Netzt zu stehlen. Dabei wird Benjamin erwischt und zu mehreren Sozialstunden verurteilt.

Hierbei lernt er Max (Elyas M’Barek) kennen und kommt mit ihm zum Thema Hacken ins Gespräch. Daraufhin läd Max Benjamin auf eine Party mit Freunden ein, wo er sein technisches Können unter Beweis stellen soll.

Vor allem Paul (Antoine Monot Jr.) und Stephan (Wotan Wilke Möhring) sind von Benjamins Fähigkeiten beeindruckt und beschließen mit ihm zusammen, mehrer Hackangriffe auf Banken und Pharmakonzerne zu starten.

Im weiteren Verlauf der Geschichte nennen sie sich selbst CLAY (Clowns Laughing At You) und versuchen immer größere Aktionen zu bewerkstelligen – um RMX zu gefallen. RMX ist der größte Hacker der Welt. Das Internet gehorcht ihm fast wortwörtlich und das Gesetz versucht ihn bisher vergeblich zur Stecke zu bringen.

Als CLAY jedoch den Bundesnachrichtendienst hacken will, passieren Fehler und sie werden sogar Ziel der Mafia…


Studio / Verleih / Bild- und Textnachweis: Sony Pictures Germany

WHO AM I, 8.6 out of 10 based on 5 ratings

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