CLOUD ATLAS

VN:F [1.9.22_1171]
Ihre Filmwertung:
Rating: 8.4/10 (54 votes cast)

CLOUD ATLAS: Kühn, dreist, episch und albern??

Im Mittelpunkt der Geschichte, nach dem gleichnamigen Roman von David Mitchell (deutscher Buchtitel DER WOLKENATLAS), stehen sechs Menschen, deren Schicksale über einen Zeitraum von 500 Jahren geschildert werden.

Regisseur Tom Tykwer hat gemeinsam mit den Geschwistern Wachowski in Babelsberg und anderen europäischen Drehorten das 100-Millionen-EURO-Filmgroßprojekt realisiert und selbst Oscar-Preisträger Tom Hanks (u.a. THE GREEN MILE, LARRY CROWNE) und Halle Berry (X-MEN, HAPPY NEW YEAR) ließen es sich als Protagonisten nicht nehmen, an diesem Film mitzuarbeiten.

Inhalt

CLOUD ATLAS

Verinnerlicht der geneigte Kinobesucher den Werbespruch des Filmemachers Tom Tykwer und der Wachowskis, dass die deutsche Big-Budget-Sci-Fi-Epen-Produktion CLOUD ATLAS, die Helden großes Kino und ein Werk für die Ewigkeit ist, ein Plädoyer für die Menschlichkeit, welches so faszinierd und vielfältig wirkt, dass man sich wünscht, die inhaltliche Zeitreise möge nie enden – sind die Erwartungen natürlich groß.

Und tatsächlich: Große Gefühle, die Macht der Liebe, schier unfassbare Wendungen, erfrischender Humor und plötzlich explodierende Gewalt gestatten dem Zuschauer in der wahrhaft monumentalen rund 160 Minuten Spielzeit kaum eine Phase der Besinnung.

So gesehen: Ja, die heimische Filmindustrie hat längst begonnen ihre Hausaufgaben mit Sorgfalt zu erledigen und arbeitet hart daran, dem großen Bruder aus Hollywood Schritt für Schritt näherzukommen.

CLOUD ATLAS, Filmkritik

Oder weniger medienwirksam ausgedrückt: CLOUD ATLAS ist dank Lana und Andy Wachowski (THE MATRIX) einerseits ein Werk, das mit modernsten Techniken beeindruckt und andererseits wird durch die Zusammenarbeit mit dem deutsche Ausnahmetalent Tom Tykwer (LOLA RENNT, DREI) der Zuschauer in die nicht zu unterschätzende Lage versetzt, sein Hirn an der Kinokasse nicht abgeben zu müssen…

Jedoch und wie bekannt: Wo Licht ist, bildet sich auch der physikalisch bedingte Schatten.

Demnach sollte mit CLOUD ATLAS (siehe: CLOUD ATLAS- Special zur Entstehungsgeschichte des Films) etwas passend gemacht werden, was leider so, nicht möglich ist: Die sicher aus der Theaterwelt entlehnte Idee, alle Schauspieler gleich in mehreren Rollen auftreten zu lassen, um den ewigen Kreislauf des Lebens noch deutlicher herauszuarbeiten, erweist sich deshalb und nicht nur aus meiner Sicht als eine Art Raum-Zeit-Hopping-Fehlentscheidung.

Unter den teilweise absurden Masken sucht man ständig nach der Identität der Protagonisten und versäumt es anbei, sich mit den Konflikten, welche die Personen beschäftigen, intensiver auseinanderzusetzen. Und während die Romanvorlage dort mit subtilen und spannenden Sprach- und Querverweisen die höchste Konzentration vom Leser einfordert, wird in CLOUD ATLAS mal mehr oder mal weniger kunstvoll zwischen den Zeit-Sequenzen lapidar hin und her gezappt, eine Art Sprengung der Chronolgie vorgenommen, was einfach nicht den religiösen und philosophischen Anklängen des Buchs gerecht wird. Und das wiederum ist sehr, sehr schade!

Jedoch sollte Kino in erster Linie und im eigentlichen Sinne nicht unterhalten? Aber ja doch! Dies wiederum ist aus meiner Sicht trotz gebetsmühlenartiger, moral-philosophischer Ausführungen über die menschliche Natur in CLOUD ATLAS, dem Film, durchaus gelungen. Oder um es diplomatisch mit den Worten von Jordan Mintzer vom Hollywood Reporter auszudrücken: „Das Fantasy-Epos CLOUD ATLAS ist kein Meisterstück, aber auch keine Bruchlandung.“

Die Wachowskis

Kleine Anmerkung zu den Wachowskis: Aus Larry wurde Lana. Bereits seit 2003 deutete alles darauf hin, dass Larry Wachowski dabei ist, sein Geschlecht zu ändern. Und zur Premiere von CLOUD ATLAS war es dann soweit – nach etlichen Operation und Hormonbeigaben ist „die Verwandlung“ zur Filmemacherin vollzogen und in einem Regie-Kommentar zum aktuellen Film-Projekt, im grauen Kleid und mit pinken Dreadlocks, spricht sie selbstbewusst in die Kamera: „Hi, ich bin Lana“.

CLOUD ATLAS, Bilder

CLOUD ATLAS, Filminhalt

Der Film CLOUD ATLAS handelt neben vielen weiteren Figuren von dem amerikanischen Notar Adam Ewing (gespielt von Jim Sturgess, bzw. in den Rollen als Lloyd Hooks, Hae-Joo Chang und Adam Bailey) aus dem 19. Jahrhundert, einem bisexuellen Musiker (Ben Whishaw als Robert Frobisher und Georgette Noakes) in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, einer Journalistin im Kalifornien der 70er (Halle Berry in den Parts der N’Fera, Jocasta Ayrs, Luisa Rey, Ovid und Meronym), dem exentrischen Arzt Dr. Henry Goose (Tom Hanks außerdem als: Isaac Sachs, Dermot Hoggins und Zachry Bailey) aus der Gegenwart, einem rebellischen Klon (Doona Bae als Yoona-939 und Rose Bailey) in der nahen Zukunft sowie von einem hawaiianischen Stammesangehörigen Keith David (in der Rolle des Kupaka, Joe Napier, Ain-kor Apis und Prescient), der in einer ganz fernen Zukunft die Weltuntergangs-Apokalypse überlebt…

DER WOLKENATLAS, das Buch

Bereits der Roman ist eine epische und klug verschachtelte Erzählung, deren einzelne Geschichten allesamt miteinander verbunden sind oder sich sogar zwingend bedingen, denn die Handlungen der Beteiligten verknüpfen sich mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einem eng ineinander verwobenen Drama um Liebe, Macht und Tod.

Foto: X Filme

Klappentext: Ein amerikanischer Forschungsreisender macht Mitte des 19. Jahrhunderts auf einem Schiff im Pazifik die Erfahrung, dass, wer Gleichheit und Brüderlichkeit predigt, leicht gekreuzigt, gevierteilt und verbrannt wird.

Foto: X Filme

Einen jungen britischen Musiker verschlägt es 1931 auf der Flucht vor Gläubigern nach Belgien, wo er nicht nur einem berühmten Komponisten beim Verfassen seines Meisterwerks hilft, sondern auch dessen Frau begattet.
Ein Atomwissenschaftler in den siebziger Jahren ist auf der Flucht vor seinen Mördern und spielt einer schönen Journalistin Berichte über Sicherheitslücken in einem neuartigen Atommeiler an der amerikanischen Westküste zu. In der Jetztzeit landet ein Londoner Schund-Verleger irrtümlich in einem Irrenhaus.

Foto: X Filme

In naher Zukunft wird eine geklonte koreanische „Fabrikantin“ wegen des Verbrechens verhört, ein Mensch sein zu wollen. Und im Hawaii einer fernen Zukunft wird ein junger Ziegenhirt Zeuge des endgültigen Falls der Menschheit. (Aus dem Englischen übersetzt von Volker Oldenburg)

Sechs Leben in fast 500 Jahren und doch ein einziges Abenteuer! DER WOLKENATLAS ist ein ebenso raffiniert wie unterhaltsam fabulierter, globaler Kontinuum-Roman, der nichts weniger als Gegenwart und Zukunft der westlichen Zivilisation zum Thema hat.

Von der naiven Welterkundungssehnsucht des 19. Jahrhunderts über das Geniedenken und das Scheitern des Individuums im 20., die industriellen Allmachtphantasien im 21. und schließlich die fällige Zerstörung der Welt in der Zukunft: David Mitchell erfindet für all das eine eigene Ausdrucksform, ja eine eigene Sprache und Gattung.

PS.: Der Soundtrack zum Science Fiction-Film CLOUD ATLAS wurde in Leipzig produziert bzw. von Tom Tykwer komponiert und vom MDR-Sinfonieorchester und dem Rundfunkchor eingespielt. Die Zusammenarbeit ist entstanden, weil Tykwer mit dem künftigen Chefdirigenten Kristjan Järvi befreundet ist.


Studio / Verleih / Bild- und Textnachweis: 20th Century Fox, ro ro ro-Verlag, X Verleih

CLOUD ATLAS, 8.4 out of 10 based on 54 ratings

2 Kommentare zu CLOUD ATLAS

  1. Bitte den „Kurzinhalt“ korrigieren. Der britische Verleger ist nicht Henry Goose (das ist der Arzt der mit Adam Ewing reist).

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*