Michael Hanekes Psychogramm DAS WEISSE BAND – EINE DEUTSCHE KINDERGESCHICHTE ist eine akribisch ausgeführte und hervorragend gelungenen Analyse über das alles andere als subtile Leben einer Dorfgemeinschaft im Jahr 1913/14.
Inhalt
Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte
Der Film bekam auf dem 62. Filmfestival in Cannes zwar die „Goldenen Palme“, jedoch leider und im Grunde verdienter Maßen keinen Oscar in Hollywood, denn trotz seiner opulente Film-Länge von stolzen 145 Minuten, kommt es weder zu einer ästhetischen Strenge noch zu einer räumlichen Enge und erst recht keine Langeweile beim Zuschauer auf.
DAS WEISSE BAND
Der schon oft sehr kontrovers diskutierte Michael Haneke präsentiert mit dem Drama DAS WEISSE BAND ein authentisches Sittengemälde, wie man es sonst nur von anderen Autoren-Filmemachern -u.a.: Joseph Vilsmaier (SCHLAFES BRUDER) oder Werner Herzog (WOYZECK)- kennt.
Zudem bringt der Deutsch-Österreicher bereits den zweiten Film in die Kinos, der nicht in der Gegenwart spielt. 1997 verfilmte der Regisseur Franz Kafkas bekanntes Prosa-Fragment DAS SCHLOSS, mit dem Schauspieler Ulrich Mühe in der Hauptrolle, für die große Leinwand.
Auch in dieser werkgetreuen Adaption geht es um eine Dorf, welche durch die herrschende Obrigkeit regelrecht tyrannisiert wird:
Der Landvermesser „K“ (Ulrich Mühe, u.a. DAS LEBEN DER ANDEREN) wird während seiner Suche nach neuer Arbeit mit einem gewaltigen, bürokratischen Apparat konfrontiert, der alles und jeden kontrolliert. Das dabei angetroffene und absolute Hierarchiedenken, an deren Spitze die Beamten eines Schlosses stehen, macht nicht nur sein Leben, sondern gleichwohl auch das der Bewohner des angrenzenden Dorfes zum Albtraum.
„K.`s“ Bemühungen sich dem Sitz der übergeordneten Verwaltung zu nähern, scheitern zudem an den undurchschaubaren Vorgängen zwischen Dorf und Schloss. Insbesondere das Verhalten der Dorfbewohner bleibt ihm dabei komplett unverständlich…!
Anfangs noch voller Ehrgeiz und Zuversicht fühlt sich „K.“ im Laufe der Handlung immer mehr dem System gegenüber ohnmächtig und ausgeliefert. Und am Ende, nach einer tatsächlich gewissen leisen Annäherung zwischen den Dorfbewohner und ihm, bricht der Film völlig unaufgelöst und in mitten einer Szene ab…
DAS WEISSE BAND, Filmkritik
Der Film DAS WEISSE BAND – EINE DEUTSCHE KINDERGESCHICHTE ist die perfekt in Szene gesetzte Analyse des Bösen. Oder anders formuliert, es ist eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit den Ereignissen in einer erdrückenden Gemeinschaft.
Konsequent in Schwarzweiß und beeindruckend vom Kameramann Christian Berger gedreht, versetzt es uns am Vorabend des Ersten Weltkrieges in ein protestantisches Dorf im Norden Deutschlands. Trotz der friedlich wogende Kornfelder unter einem milden Herbsthimmel, ist eine jedoch nur trügerische Idylle, denn Terror und Gewalt verängstigt die dort lebenden Menschen…
Da Michael Haneke als ein perfektionistisch arbeitender Filmemacher anzusehen ist, der nichts dem Zufall überlässt, wird dem Zuschauer ein bis aufs kleinste Detail durchdachtes und gezeichnetes, zeitgeschichtliches Drama und mit den von Haneke gewohnten, dunklen Untertönen präsentiert.
Dabei verzichtet Haneke auch fast völlig auf die sonst eiegentlich zum guten Ton gehörende Filmmusik. Der Zuschauer vernimmt bestenfalls eine nur akzentuiert eingesetzte Realmusik – z.B. des Schulchors oder von einem Lehrer am Klavier. Der rudimentäre Soundtrack dient also nicht wie in den meisten Filmen zur künstlichen Stimmungserzeug, sondern illustriert bzw. kommentiert lediglich auf subtile Weise das Geschehen.
Fazit: Durch seine erzählerisch und ästhetisch überzeugende Qualität sowie die außergewöhnliche Figurenzeichnung vermag DAS WEISSE BAND erschreckend wie kaum ein anderer Film, den unvermeidlichen Weg einer Gemeinschaft in eine menschliche Katastrophe realistisch darzustellen.
Es ist ein meisterliches Filmwerk und meine absolute Empfehlung!!
DAS WEISSE BAND, Filminhalt
Seltsame Vorfälle ereignen sich…
Der Dorfarzt bleibt mit dem Pferd an einem gespannten Seil hängen und eine Bäuerin stirbt bei einem mysteriösen Unfall. Ein Junge wird verprügelt, ein geistig behindertes Kind gequält. Hinzu kommt Brandstiftung und Selbstmord…
Doch keiner will über die alltäglichen Grausamkeiten sowie die an rituelle Bestrafungen erinnernden Vorkommnisse offen reden.
Da ist der diktatorisch herrschende Gutsherr (Ulrich Tukur, u.a. JOHN RAABE), der seine Position schamlos ausnutzt. Der selbstgefällige und prätentiös wirkende Pastor (Burghart Klaussner, u.a. YELLA), der sich um seine Gemeinde liebe-und aufopferungsvoll bemüht, aber zu Hause seine eigenen Kinder drakonisch bestraft. Ein Arzt, der Patienten verständnisvoll umsorgt und gleichzeitig seine Haushälterin (Susanne Lothar, u.a. SCHNEELAND, DER VORLESER) wie ein Stück Vieh behandelt…!
Und unter dieser Decke des Schweigens wachsen immer weitere Neurosen, Hass und Zwänge – treibt es die Dorfgemeinschaft in den kollektiven Wahnsinn…
Studio / Verleih / Bild-und Textnachweis: X-Verleih DAS WEISSE BAND ,
Nicht mein Fall! Wir haben uns den Film mit der Schule angesehen und ich fand ihn nicht sonderlich spannend und interessant. Sicherlich wird er von vielen für inhaltlich wertvoll gehalten, aber meiner Meinung nach ist er langweilig.