YOUNG@HEART

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Die meisten älteren Leute bewegen sich nur noch zwischen Schaukelstuhl und Arztbesuch! Die Wahrheit oder nur ein bildhaftes Klischee?

Inhalt

Young@Heart

Der Dokumentarfilm YOUNG@HEART von Stephen Walkers zeigt, dass es wie so oft im Leben nicht nur Schwarz oder Weiß gibt. Nicht jeder alternde Mensch hat zwangsläufig und automatisch vor sich und der Gesellschaft kapituliert. Ganz im Gegenteil!

Lebendigkeit, Engagement und Mut sind keine Frage des Alters oder des Geschlechts. Mehr noch, es ist damit immer die ganz persönliche Einstellung und dies sollte auch als solche geachtet bzw. respektiert werden…

Young@Heart, der Chor

Es ist eine wirklich eine beeindruckende Rentnertruppe die jedem Krankenkassenmanager die Schweißperlen auf die Stirn treiben dürfte. Denn mit einem Durchschnittsalter von 80 Jahren singen sie auf der Bühne keine ruhigen Lieder für Kaffeefahrten, sondern im Chor und in Steven Walkers Dokumentation YOUNG@HEART steppt einfach der Bär und rockt das Haus…

Bereits 1982 gründete Bob Cilman den Young@Heart-Chor und zu Beginn trug die Sangesgemeinschaft tatsächlich nur Stücke aus den 20ern und 30ern vor. Jedoch irgendwann schien die Zeit reif, etwas Neues zu versuchen…“Let`s Rock`n Roll Again“! Und warum sollte ein „Gesangsverein“ jenseits der 20, ein Mitglied ist gar 92, immer nur brave Volkslieder oder Evergreens intonieren…? Warum nicht auch mal die „Sau“ ‚raus lassen, alias Mick Jagger?

Yes – und dies machen sie absolut mit Inbrunst!

Young@Heart on tour

Als der Chor unter der Leitung des fünfzigjährigen Chorleiters gerade einen größeren Auftritt in seiner Heimatstadt Northampton vorbereitet, begleitet Stephen Walker die Proben für das neue Programm.

Der Regisseur zu seinem Projekt:“Schon seit langem wollte ich einen Film über das Alter machen, und hier bot sich mir ein wunderbarer, außergewöhnlicher Weg an, ihn zu realisieren. Wir beschlossen, dass der Film eine Mischung aus dokumentarischen Alltags-Aufnahmen und stilisierten Musikvideos sein sollte“.

Young@Heart, Filmkritik

Der Film geht mit bewegenden Porträts von sehr agilen und Hoffnung sowie Freude verbreitenden Senioren einher. Dabei haben einige der Chorsänger schon beide Weltkriege erlebt…aber sie verzaubern das Publikum jeden Alters. Stephen Walker:

„Mir lag von Anfang an sehr viel daran, dass unser Film dem Zuschauer die Chormitglieder sehr nahe bringt.

So gestattete mir Steve (Steve Martin) ihn splitternackt unter der Dusche zu interviewen, um dabei ein paar Klischees über Sex im Alter ad absurdum zu führen. – Verdammt -, sagte der: Sex wird mit zunehmenden Alter immer besser! Er dauert länger und macht mehr Spaß!“

Das die Freude am Sex auch im vortgeschrittenen Alter tatsächlich nicht zu kurz zu kommen scheint, gibt Hoffnung und wurde bereits anschaulich sowie tiefgründig im Film WOLKE 9 von Andreas Dresen dargestellt.

Mich würde dennoch interessieren:…ist es nur gerade „up to date“ darüber zu sprechen oder bloß ein genialer PR-Schachzug, dass dieses Thema so filmübergreifend und so offenkundig vehement durch die Medien geistert?! Gibt es tatsächlich einen „Nachholbedarf“, nach dem Motto: Was ich schon immer wissen wollte, aber nicht zu fragen wagte …?!

Ein fehlendes Feingefühl für diese Thematik konnte ich dem Regissseur Andreas Dresen nicht unterstellen, ganz im Gegensatz dazu: Stephen Walker’s Dokumentation YOUNG@HEART.

Ich wurde wärend der Vorstellung jedenfalls das Gefühl nicht los, dass der Regisseur das Projekt als Reality-Show nutzt, um irgendwie auf den angesagten und gewinnträchtigen „Alten-Zug“ aufzuspringen…!

Dennoch: Wer den Chor YOUNG@HEART bisher nicht live erlebt hat, sollte gerade und wegen der musikalischen Darbietung, den gezeigten sympathischen Charakteren, sich den Film anschauen (Publikumspreis beim „Los Angeles Film Festival“ sowie auf dem 2008er „Sundance Film Festival“ der Publikums-und Kritikerliebling).

Zumindest musikalisch, reiht sich YOUNG@HEART würdig in die Tradition von solchen Dokumentationen wie BUENA VISTA SOCIAL CLUB & Co. ein…

Young@Heart, Filminhalt

Bei einigen, schwierigen Programmstücken können allerdings nicht alle Chormitglieder wirklich „mitgehen“. Die teilweise eigenwilligen Rock- und Punksongtexte und natürlich auch die Tücken des Alters („…was,wie,wo,wer“) machen es dem Chorleiter oft nicht leicht, das durchaus vorhandene musikalische Potenzial in ein kreatives Ventil zu leiten bzw. zu bündeln.

Zeit also für viel trockenen Humor und auflockernde Filmszenen…

Und einige Lieder des Repertoires enthalten dann tatsächlich wirklich harte Tests für das Rhythmusgefühl und das Gedächtnis. Vor allem Toussaint’s „Yes We Can Can“, mit seinen gestaffelte Wiederholungen des Wortes „können“ (71 mal !), bringt machen Senior aus dem Tritt…würden aber unbestriiten auch manch` jüngeren „Super-Star“ aus diversen, neuzeitlichen Castingshows ziemlich blass aussehen.

Und Alter schützt vor Torheit nicht – warum auch?! Zumal singen, egal in welcher Generation, wohl eher nicht dazu zählt! Jeder „blamiert“ sich halt, so gut er kann und die gesangliche Vollkommenheit ist keine Frage der Anzahl der Tage des Seins auf Erden.

Was zählt, ist vielmehr der Spaß an der Freude und den haben die Herrschaften augenscheinlich!

Da ist z.B. der 75-jährige und an einer Wirbelsäulenerkrankung leidende Stan Goldman: Er soll den alten Song von James Brown „I Feel Good“ mit Dora Morrow, einer 83-jährigen Urgroßmutter, als Duett vortragen.

Doch Stan verhaut während der Proben den Song immer wieder an der gleichen Stelle. Tja und daran wird sich wahrscheinlich bis und zum eigentlichen Auftritt nichts ändern. Es muß einfach improvisiert werden.

YOUNG@HEART bietet letztlich viele Farben und musikalische Schattierungen, aber auch eher ungewöhnliche Interpretationen der Songs von z.B: THE CLASH, den RAMONES sowie COLDPLAY


Studio / Verleih / Bild-und Textnachweis: Senator Film

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