3096 TAGE

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Mit dem Drama 3096 TAGE wird der Entführungsfall Natascha Kampusch neu jedoch weiterhin mediengerecht beleuchten.

Inhalt

Natascha Kampusch – 3096 TAGE

Erst Eichinergs kontrovers diskutierter Film DER BAADER MEINHOF KOMPLEX, dann Bushido’s Lebensweisheiten ZEITEN ÄNDERN DICH, die nicht wirklich jemand hören geschweige denn sehen wollte und nun der Film 3096 TAGE   die Chronologie einer Entführung, zu dem Bernd Eichinger viel Vorarbeit geleistet hat.

(Anmerkung: Ein ähnliches bzw. thematisch verwandtes Projekt gab es bereits Anfang 2012 – der gelungene Debüt-Film MICHAEL des Österreichers Markus Schleinzer.

Nachdem bereits 2010 Constantin Film und Natascha Kampusch überein kamen, die Geschichte der Entführung und ihrer Gefangenschaft für das Kino aufzubereiten und Produzent Bernd Eichinger (DER UNTERGANG, DAS PARFUM) das Drehbuch zu zwei Dritteln geschrieben hatte, setzte also die Regisseurin Sherry Hormann (u.a. MEINE TOCHTER IST KEINE MÖRDERIN, WÜSTENBLUME) das Werk des im Januar 2011 verstorbenen großen, deutschen Filmemachers fort.

Sherry Hormann über den Film

„Nachdem wir im deutschsprachigen Raum auf viele Vorurteile, Befürchtungen und Ängste zu dem Stoff stießen, erlaubten wir uns über die sprachlichen Grenzen hinaus zu denken.“

3096 Tage, Besetzung

„Tatsächlich war es so, dass die 29-jährige Britin Antonia Campell-Hughes (LONELY HUNTER, STORAGE 24) als Natascha Kampusch und der Däne Thure Lindhardt (ILLUMINATI) als der Entführer und Peiniger Wolfgang Priklopil, mit der unbeschwerten Außenansicht einen für uns befreienden Blick auf die einzigartige Kraft der Geschichte erzeugten.“

Neben den beiden Shooting-Stars ist auch die dänische Filmschauspielerin und Sängerin Trine Dyrholm (IN EINER BESSEREN WELT, TROUBLE WATER) zu sehen.

„Und manchmal ist es Zufall, der zur Absicht wird: Die Geschichte ist eine universelle. Der Wahnsinn der Tat geschah von innen heraus nicht durch den Ort. Doch die größte Herausforderung dabei war, dass 60 Prozent in einem Raum spielen, der so groß wie eine Sauna ist. Das so interessant zu gestalten, dass die Zuschauer nicht nach fünf Minuten den Saal verlassen, empfinde ich als große Herausforderung und spannend.“

„Ich weiß es sehr zu schätzen, dass Natascha Kampusch uns das Vertrauen entgegenbringt, ihre Geschichte zu verfilmen“, so Bernd Eichinger.

3096 Tage

Ich weiß nicht – sollte man das Filmprojekt 3096 TAGE nun als mutig, innovativ oder einfach nur als geschäftstüchtig und mediengeil bezeichnen?? Ach richtig, diese Auswahl stand ja noch nie zur Debatte bzw. spielt im Filmgeschäft ohnehin keine Rolle! Oder anders ausgedrückt: Abgerechnet wird erst an den Kinokassen!! Also: Aufbruch zu neuen Ufern – ohne Angst vor Verlusten (?!): Zumindest war das die erfolgreiche Marktstrategie eines Bernd Eichingers, denn fast alle angegangenen Filmprojekte schienen dem „Themen-Trüffelschwein“ der Filmwelt  recht zu geben.

Ja, leider! Und solange Voyeurismus -im weitesten Sinne- beim Produzenten und Zuschauer mehr Daseinsberechtigung haben als beispielsweise eine anspruchsvolle Vorlagen-Literatur (siehe das mehrfach von Constantin verschobene Film-Projekt Siegfried Lenz, SCHWEIGEMINUTE), solange braucht sich der Filmemacher der Neuzeit über Moral, Fingerspitzengefühl oder gar Umdenken keine großen Gedanken machen…!

Oder Frage: Gibt es denn keine Schmerzgrenze oder nur zu wenige, gute Psychologen?

Bei aller Seriosität und gewollter Objektivität, welche ich weder Constantin Film noch der in den USA geborenen Film- und Fernsehregisseurin sowie Drehbuchautorin Sherry Hormann absprechen möchte, halte ich es rein für die Person Natascha Kampusch mehr als bedenklich, dass weniger über mögliche Spät-Folgen nachgedacht wird, dafür aber umsomehr, wie die Kino-Kasse jetzt klingeln könnte. (PS.: Die 1-Sternwertung der Redaktion gibt es nicht für die cineastische Umsetzung bzw. die Qualität des Films im ursprünglichen Sinne, sondern dafür, dass man meiner Meinung nach medial-menschlich eine Schritt zu weit gegangen ist!)

3096 TAGE, Bilder

3096 TAGE, Filminhalt

Natascha Kampusch ist 10 Jahre alt, als sie 1998 auf dem Schulweg von dem Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil entführt wird.

Sie wird achteinhalb Jahre lang von ihm in einem unterirdischen Verlies gefangen gehalten. 2006 gelingt ihr die Flucht und Wolfgang Priklopil nimmt sich das Leben.

Nach Natascha Kampuschs Selbstbefreiung gerät ihre Entführung ins Zentrum politischer Machtspiele und sensationslüsterner Berichterstattung der Medien. Ihr Weg zur Freiheit ist noch lange nicht zu Ende.


Studio / Verleih / Bild-und Textachweis: Constantin / derstandard.at

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18 Kommentare zu 3096 TAGE

  1. ganz ehrlich. einfach nur noch makaber, dass leute über „leichen“ gehen um irgendwie etwas im Leben zu erreichen … sehr schwach von eichinger so mediengeil zu sein !

  2. Also ich finde, dass Frau Kampusch allein das Recht hat zu entscheiden, ob die Geschichte verfilmt werden soll oder nicht. Da sie dem zugestimmt hat, sollte sich keiner ertreisten, ihre Motivationsgründe schlecht zu reden.

    Ich denke, dass sich in diesem Land ganz andere Menschen Gedanken zu ihrem Verhalten machen sollten. Z.B. jene, die vor der eigenen Türe wegschauen obwohl dort Tag täglich ähnliche Verbrechen passieren. Schon ihr Buch ist eine gutes Spiegelbild unserer großteils ignoranten Gesellschaft mit den vielen armen Seelen – ob nun Opfer oder Täter.

    Ich werde mir diesen Film sicherlich anschauen! Persönlich sich eine Meinung zu bilden, die durchaus auch über die Grenzen der Vorstellungskraft hinaus gehen kann, kann nicht schaden und ich danke Frau Kampusch dafür – das sie dies mit ihrem Engagement möglich macht.

  3. Die macht doch schon so viel Werbung, dass das Ganze echt ungläubwürdig wirkt! Ich wette, dass Ganze ist ne rießen Verarsche bzw. wurde alles geplant! Viel Spaß mit dem Mistfilm. Ich bin sicher nicht dabei! Und wetten – demnächst kommt auch noch das Hörbuch XD!

  4. Auf der einen Seite ist es bestimmt interessant, sich diesen Film anzuschauen, aber auf der anderen Seite weis doch keiner, ob ihr Schicksal nun der Wahrheit entspricht oder nicht?! Der ganze Fall konnte bisher nie restlos aufgeklärt werden! Jedoch jetzt die Frechheit zu besitzen, schon einen Film darüber drehen zu lassen, wobei im Nachhinein die Wahrheit vieleicht gar peinlich werden könnte, ist ein wirklich starkes Stück. Ja, gehts noch? Aber Hauptsache ihr Portemonnaie klingelt!

  5. ich bewundere frau kampusch für ihren mut. sie hat aus eigener kraft ihr freiheit erkämpft. ich werde mir diesen film auf jeden fall ansehen.

  6. @ Katrin und @ Ghosti: Also ich finde es ein starkes Stück was sich manche Menschen herausnehmen.

    Frau Kampusch sagt die Wahrheit, das ist ja wohl offensichtlich. Es ist schockierend, dass es Menschen gibt die ihr, die so schrecklich gelitten hat, nicht glauben. Und sie macht viel Werbung? Quatsch! Wenn man nicht weiß das der Film herauskommt, dann findet man es auch nicht.

    Diese Frau bringt ein Schicksal eines Kindes zur sprache, obwohl sie weiß, das es solche Menschen wie hier gibt, die keine Ahnung haben, was sie durchgemacht hat, aber denken, schlecht über sie sprechen zu müssen. Ich habe ihr Biographie gelesen und kann mit großer Sicherheit sagen, das all das was Natascha Kampusch erlebt hat, gar nicht erfunden sein kann. Wenn Ihr Kind oder sie selbst entführt und so behandelt werden würden, dann wären sie froh, wenn es Menschen gibt die Ihnen glauben. Also behalten sie Ihre unsinnige Meinung für sich!
    Ich werde den Film anschauen und zolle dieser unheimlich mutigen Frau allen Respekt!!

  7. Es ist aber einfacher, mit dem Leid anderer, Geld zu machen. Dieser Film spielt den Voyeurismus unserer Gesellschaft wieder.

  8. Ich kann mich nur anschließen an die, die an Natascha Kampusch glauben.
    Ich habe auch das Buch gelesen und es gibt ganz viele Parallelen zu meiner Geschichte und finde es echt mutig, das Ganze jetzt zu verfilmen. Und alle mit ihren unqualifizierten Meinungen, sollten doch einfach mal schweigen.

    Und all die Gerüchte, Vermutungen usw., sollen doch bitte unterlassen werden, denn jeder geht anders mit einem Trauma um.

    *Respekt* Frau Kampusch !!!

  9. In welch trauriger Welt leben wir in der Opfer beschuldigt oder gar beschimpft werden. Wem steht es zu einer traumatisierten Frau zu sagen wie sie zu fühlen oder zu handeln hat. Wer möchte verbieten,wie sie ihre Geschichte zu erzählen hat?
    Welche kranken Menschen möchten Opfer zum Schweigen bringen? Täter??

    Ich bin stolz auf jeden Menschen der den Mut hat seine Geschichte zu erzählen und hoffe inständig das endlich die Anderen schweigen!

  10. In Österreich ist ein pädokrimminelles Netzwerk seit Jahrzehnten hoch aktiv und hat Polizei und Justiz unterwandert! Nur dadurch war es möglich, daß tausende Kinder, von der Öffentlichkeit unbemerkt, in Kinderheimen und Internaten, sexuell ausgebeutet wurden.

    Dises Netzwerk hat immer noch Kinder unter seiner Kontrolle und wird von Politik und Behörden amtsmißbräuchlich geschützt. Siehe auch YouTube: „Lass die sau raus snap opferoffensive!“

  11. Wie doch der menschliche Geist damit fertig wird oder sich verändert…um mit solch einer Situation klar zu kommen.
    Ich bewundere ihre innere Stärke! Und alle Leute die gehaupten, dass sie eine Lügnerin ist, den wünsche ich, dass sie selbst oder ihre Kinder so etwas durchmachen müssen.
    Ich kann nur wiederholen wie bewundernswert ich es finde, was ein Mensch -in dem Fall Frau Kampusch- aushalten kann.

  12. Was hat denn das mit „menschlichem Geist“ zu tun?

    Wie krank (im eigentliche Sinne) muß man (Frau Kampusch) denn sein, die Rechte zu erteilen, über die eigene Entführung, dass eigene Martyrium einen Kinospielfilm zu drehen?! Was möchte sie denn bei dem geneigten Zuschauer damit erzeugen? Was erwartet sie für sich? Erstaunen? Fassungslosigkeit? Mitgefühl? Hilfe?

    Und was bewegt jene Leute dazu, die sich das UNBEDINGT anschauen wollen? Hochachtung vor ihrem „Durchhaltevermögen“, der unfreiwilligen, psychischen Leistung? Mitleid? Oder ist es am Ende gar doch der Kitzel des Voyeurismus?

    Mit Vergangenheitsbewältigung und Traumaarbeit im medizinischen Sinne, hat das jedenfalls nichts zu tun. Die im Grund grenzüberschreitende Medienvermarktung wäre aus meiner Sicht deshalb ein weiterer Fall für die Staatsanwaltschaft…
    Wie gesagt und ich kann dem Autor des Artikels nur beipflichten – Natascha Kampusch gehört in psychologische Behandlung / Betreuung (nur so wird ihr geholfen) und nicht auf den Roten Teppich und schon gar nicht auf die Kinoleinwand im Zuge eines Unterhaltungsprogramms.

  13. Wieso sollte Natascha Kampusch nicht das Recht haben, ihre Geschichte zu erzählen? Wenn man jedem Menschen, der etwas Schreckliches erlebt und dies aufgeschrieben hat, verboten hätte, seine Geschichte zu veröffentlichen, gäbe es heute zahlreiche Bücher und Filme weniger.

    Ich finde es mutig von Natascha Kampusch, ihre Geschichte erzählt zu haben. Der Film hat mich sehr betroffen gemacht. Es ist keinesfalls ein Film, der zur Unterhaltung dient, sondern erzählt auf wie ich finde, nüchterne Art und Weise die Realität einer jungen Frau, die acht Jahre lang als Eigentum; als Sklavin eines psychisch kranken Mannes gefangen gehalten wurde.

    Ich kann nicht verstehen, wie Leute Natascha Kampusch dafür angreifen können, ihre Geschichte zu erzählen. In meinen Augen nimmt man damit jedem Menschen, dem großes Leid widerfahren ist, dieses Recht.

    Wieso gehen Sie bei dem Schicksal dieser jungen Frau so weit? Sie hat acht Jahre Gefangenschaft und Ausbeutung hinter sich. Ich weiß nicht, wie man so etwas übersteht. Ich denke, niemand, der nicht ebenfalls lange Jahre in Gefangenschaft und Sklaverei gelebt hat, kann dies überhaupt nachvollziehen. Für mich ist es bewundernswert, dass sie noch lebt, dass sie die Stärke hat, zu überleben und mit dieser Vergangenheit ihr Leben zu meistern.

  14. Über einige der hier geschriebenen Kritiken kann ich nur den Kopf schütteln.
    Wen von uns steht es zu darüber zu urteilen, wie Natascha Kumpusch ihr zweifelsohne erlittenes Trauma zu verarbeiten hat? Und wer hat das Recht oder irgendeine Legitimation an den Aussagen von Biografie und/oder Film zu zweifeln? Diese Personen möchte ich fragen, hättet ihr mit ihr tauschen wollen?
    Und wenn sie nun mit ihrem Schicksal Geld verdient, sage ich: Richtig so!

    Zum Film …
    Ein bisschen enttäuscht über den Stiel des Filmes war ich schon. Die offensichtlich gewollten langen Szenen machten des Stoff stellenweise sehr langatmig. Die diversen fehlenden Ereignisse machten es dem Zuschauer stellenweise nicht einfacher das Geschehen zu verstehen. Die seelischen und physischen Qualen werden eindrucksvoll interpretiert, sind jedoch von den Schilderungen des Buches noch weit entfernt. Die neuen Details des Films in Form der Sexszenen sind weder anstößig noch reißerisch und bestätigen nur, was man nach der Lektüre des Romans ohnehin vermutete.

    Meine Hochachtung an die Leistung der drei Hauptdarsteller, ganz besonders der der jungen Natascha. Ein Film, der nicht ganz einfach ist, der aber nachdenklich und betroffen macht, trotz der Defizite.

  15. mich hat das schicksal dieser mutigen und tapferen jungen frau sehr bewegt.das buch und auch der gut gemachte film sind beeindruckend – beide empfehlenswert!

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