DAS KONZERT

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In Frankreich war die Komödie DAS KONZERT (Orginaltitel: Le concert) des Regisseurs Radu Mihaileanu bereits ein großer Publikumserfolg, als mit einem reichlichen Jahr Verspätung dann auch die deutschen Verleiher dem etwas anderen Musik-Film ihre Wertschätzung zollten.

Inhalt

DAS KONZERT

Die dritte Produktion des Filmemachers kommt mit einem eigentlich mehr ernsten als komödiantischen Hintergrund auf die Leinwand. Doch Mihaileanu wäre nicht Mihaileanu, wenn er das nicht ohne seinen fast schon charakteristischen Humor und mit Bravour bewerkstelligt hätte.

So erzählt der Film DAS KONZERT die tragik-komische Geschichte eines herausragenden, russischen Musikers und Dirigenten, der unter den Kommunisten zum Hausmeister degradiert wird, weil er Breschnews Politik trotzt und jüdischen Musikern zu einer Anstellung in seinem Orchester verhilft. Seine Bestrafung folgt auf dem Partei-Fuße.

Angekommen im Russland der Gegenwart, muss Andrej Filipow im großen Bolschoj-Theater fortan das Büro des neuen Direktors sauber halten und  sich damit einem aberwitziges Berufsverbot beugen.

Regisseur Radu Mihaileanu

Der 1958 in Bukarest geborene rumänisch-französische Filmregisseur Radu Mihaileanu ist ein absolutes Ausnahmetalent und ein Mann mit einem besonderen Gespür für außergewöhnliche Drehbücher.

So brachte er als gefeierter europäischer Arthausfilmer 1998 die rabenschwarze Komödie ZUG DES LEBENS in die Kinos, worin Mihaileanu die Geschichte eines osteuropäischen Dorfs schildert, das durch die eigene, inszenierte Deportation dem bevorstehenden, tatsächlichen Todes-Zug der Nazis entgehen kann.

Seinen zweiten, großen Kinofilm, das Drama GEH UND LEBE (Va, vis et deviens), zeigte Mihaileanu 2005 bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin. Dieser beschreibt den Leidensweg tausender äthiopischer Juden, die 1984 heimlich nach Israel gebracht werden…

DAS KONZERT, Darsteller

Radu Mihaileanu konnte für sein Projekt DAS KONZERT Frankreichs Top-Darsteller gewinnen.

Dazu gehören Miou-Miou (u.a. ANLEITUNG ZUM TRÄUMEN), François Berléand (DIE ZWEIGETEILTE FRAU, UND NEBENBEI DAS GROSSE GLÜCK) und nicht zuletzt die kokett agierende Mélanie Laurent (INGLOURIOUS BASTERDS).

Vor allem ihrem Spiel war es wohl zu verdanken, dass der Film selbst bei der spitzfindigen französischen Film-Presse einen regelrechten Begeisterungssturm erntete und gehört mit zwei „César du Cinema“, den „französischen Oscars“, zu den großen Gewinnern der 2009’er Preisverleihung.

DAS KONZERT, Filmkritik

Als musikalische Grundlage für die impulsive und herzerwärmende Komödie DAS KONZERT dient Tschaikowskys Konzert für Violine und Orchester in D-Dur.

Hier schwingen bekanntermaßen Tschaikowskys Erinnerungen an eine vergangene Zeit mit. Auch als Soundtrack bleibt von dieser Faszination jeder Ton erhalten, ohne das sich ein schmalziger Klangteppich daraus entwickelt, der nur platte Harmonie zu verströmen weiß.

Dennoch hat der Film vordergründig nur wenig mit Musik zu tun. Viel eher ist er dialoglastig bzw. wird über Musik gesprochen.

Regisseur Radu Mihaileanu nimmt jedoch die himmlischen Töne zum Vorwand, um von einem überraschenden Familiengeheimnis wie Musik zu erzählen. Damit ist  Tschaikowskis „Konzert für Violine und Orchester“ auch gleichzeitig eine Art Metapher: Denn es geht am Ende um das Verhältnis des Einzelnen zur Gemeinschaft, dem Spiegelbild auf die heutige Gesellschaft, in der die maximale Freiheit des Individuums erreicht zu sein scheint, aber sich viele wieder nach der Gemeinschaft sehnen.

Und das Beste ist jeoch der Schluss des Films: Am Ende lässt Radu Mihaileanu den musikalischen Gefühlen freien Lauf, werden die letzten zehn Minuten zum puren Emotionskino. Wer da nicht berührt wäre, muss wohl ein Stein sein, dem selbst Orpheus keine Tränen entlocken könnte…

DAS KONZERT, Filminhalt

Seit dreißig Jahren ist Andrej Filipow (Aleksej Guskow) einer der bedeutendsten Dirigenten der Sowjetunion.

Nach seiner kulturellen und gewissermaßen ebenso menschlichen Degradierung, fällt ihm während seiner Tätigkeit als Hausmeister ein Fax in die Hände. Darin fragt das Pariser Théâtre du Châtelet an, ob nicht das Bolschoj-Orchester kurzfristig zu einem Gastspiel anreisen könne…

Sogleich fast Andrej einen ziemlich verwegenen Plan, der allerdings nicht nur auf den ersten Blick ebenso irrwitzig wie schlichtweg unmöglich scheint: Er versammelt mit tatkräftiger Hilfe seines alten Freundes Sascha (Dmitrij Nazarow) nahezu das komplette, ehemalige Orchester, um nach Paris zu reisen und den Parteifunktionären somit einen Denkzettel zu verpassen…


Studio / Verleih / Bild-und Textnachweis: Concorde Film

DAS KONZERT, 9.5 out of 10 based on 4 ratings

4 Kommentare zu DAS KONZERT

  1. Fenomenal!!
    Alles hat mir gut gefallen ! Aber als Musik -Komödie diesen Film zu degradieren…hat man nicht viel davon verstanden…Das ist genau die Art wie Osteuropäer ihr tragisches Schicksal ertragen konnten und überleben konnten, nur mit sehr viel Humor und „Selbssatire“!!

  2. Frage zur Filmmusik von „Das Konzert“

    Hallo,

    kann mir vielleciht jemand sagen, aus welcher Sinfonie von Tchaikowsky die Filmmusik stammt??

    Danke und viele Grüße
    Alexandra Bergendahl

  3. Hallo Alexandra,
    wer lesen kann, ist klar im Vorteil ;)): „…Tschaikowskys Konzert für Violine und Orchester in D-Dur…“ (siehe Filmkritik) oder ganz genau: BUDAPEST SYMPHONY ORCHESTRA – TCHAIKOWSKI; Concerto Pour Violon En Re Majeur Op.35

    Der weitere Soundtrack stammt zu großen Teilen von Amand Amar und Camille Adrian.

    beste Grüße
    Die Redaktion

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  1. s43.de

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