…“DIE SPINNEN, „DIE DEUTSCHEN“ …
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EVA BRAUN vs. REBEL WITHOUT A CAUSE
1955 kam das Drama REBEL WITHOUT A CAUSE mit dem unvergessenen James Dean in der Hauptrolle in die Kinos. Darin werden die Probleme einer verlorenen Generation in der Gesellschaft thematisiert. Für die sinnverwandte, deutsche Übersetzung: DENN SIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN bot sich ein Vers aus der Bibel an, mit dem Jesus seine Peiniger vor Gott für ihren Verrat an ihm und der Gesellschaft entschuldigt.
Dass bekannte Wortspiel könnte man jedoch ohne weiteres auch auf die Gegenwart bzw. die Filmindustrie übertragen – denn im Kinojahr 2014 soll begonnen werden, dass Leben der Eva Braun zu verfilmen!
Ja, oh mein Gott! Wissen sie denn tatsächlich nicht was sie da tun?! „Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau einzustellen, nach der Aufnahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen, an den sie sich zu richten gedenkt“ Ein Zitat aus Adolf Hitlers „Mein Kampf“.
Als ich den Newsticker gelesen habe, dass das Leben der Eva Braun als Filmstoff für ein abendfüllendes Kinoevent mit der ganze Familie herhalten soll, habe ich mich gefragt, an welcher Stelle von diesem angesprochenen Niveau der geneigte Kinogänger wohl hierzulande gesehen wird. Ist tatsächlich jemand der Meinung, dass Boulevard und Nationalsozialimus in Zukunft miteinander vereinbart ist? Besteht tatsächlich ein Großteil der Bevölkerung aus den Beschränktesten der Beschränkten, die derartige „Film-Kunst“ interessieren könnte…??
EVA BRAUN am laufenden Band
Und ist es letztendlich nicht Verrat an all jenen, die durch das menschenverachtende Regime und indirekt auch durch eine Eva Braun, ihr Leben lassen mussten? Sicher: Wenn der Lauf der Geschichte einen anderen Weg genommen, wenn Adolf Hitler (ER IST WIEDER DA) sein Tausendjähriges Reich auf Blut und Tränen bis in die Neuzeit weiter verfolgen hätte können, dann würden in den Babelsberger Studios und unter Vorbildwirkung von Leni Riefenstahl Filme über den Führer „Am Laufenden Band“ gedreht werden.
Dann gäbe es beispielsweise den Film DER UNTERGANG nicht und selbst in Hollywood wäre kein Tom Cruise auf den Gedanken gekommen, das Drama WALLKÜRE in Szene zu setzen…!
Viel wahrscheinlicher wäre wohl gewesen, dass Actionfilme in die Kinos kommen, in denen der erfolgreiche Kampf gegen den verräterischen Putschisten Ernst Röhn oder die siegreichen Schlachten der Wehrmacht um Stalingrad gezeigt und glorifiziert würden. Doch „Gott sei Dank“ ist das nicht geschehen! Und demzufolge müssen sich die Filmschaffenden der Neuzeit weder vor Gott und wohl auch nicht bei den Kinobesuchern für ihre „Taten“ rechtfertigen!
EVA BRAUN im Kino ?
Wie der renommierte Münchner Verlag C.H. Beck mitteilte, machte am Rande der Berlinale 2010 der Filmproduzent Michael Simon Normier eine Option auf die Filmrechte einer Eva-Braun-Biographie. „EVA BRAUN, Leben mit Hitler“. Dass gut recherchierte und über jeden Ansichts-Zweifel erhabene Buch der Historikerin Dr. phil. Heike B. Görtemaker, die in Berlin lebt und arbeitet, löste im Zusammenhang mit einer Verfilmung sofort kontroverse Diskussion aus.
Doch ungeachtet dessen wird, und mit einem Seitenblick auf Tarentinos Megaerfolg INGLOURIOUS BASTERDS, auch der Produzent Michael Simon Normier eine Art von nationalsozialistischer Sau durch die Kinos treiben.
EVA BRAUN, Besetzung
Doch wer soll Eva Braun spielen? Gemeiner Weise unkten im Vorfeld bereits Kritiker aus dem Blatt DIE ZEIT: „…das doch Veronica Ferres geradezu prädestiniert für die Rolle sei und sie sich bitte zum Casting melden soll…“ Die Frau vom CHECKPOINT CHARLY oder EIN FALL FÜR ALLE FÄLLE!
Oder wird meine persönliche Lieblingsprotagonistin Alexandra-Maria-Lara am Ende nach Hollywood gehen, um dann wieder in Berlin im Führerbunker (DER UNTERGANG) zu landen?
Nein! Kate Winslet könnte erneut deutsche Geschichte verkörpern. Nach Normiers Erfahrungen mit ihr, die er als Co-Produzent beim DER VORLESER sammelte, bietet sich das förmlich an. Mit der Darstellung der KZ-Wärterin Hanna Schmitz holte Winslet den Oscar. Und Normier nötigte dies so viel Respekt ab, dass er sogar alle Filme nur noch mit Winslet machen würde. „Natürlich wäre sie eine wunderbare Besetzung für eine heikle Rolle…“ sagte er gegenüber der Presse.
Frau Hitler – die Biographie der Eva Braun
Er war der einsame, mit Deutschland verheiratete „Führer“.
So wollte es die NS-Propaganda. Tatsächlich hatte Adolf Hitler jedoch eine heimliche Geliebte: Eva Braun. Heike Görtemaker hat alle heute noch vorhandenen Puzzleteile ihrer Geschichte aufgespürt und zur ersten, wissenschaftlich-fundierten Biographie zusammengefügt. Dabei entsteht zugleich ein anderer Blick auf Hitler.
Wer war die Frau an der Seite des „Führers“, deren Existenz bis zur letzten Stunde des „Dritten Reiches“ geheim gehalten wurde?
Für gewöhnlich gilt sie als politisch naives, oberflächliches, junges Mädchen, das in München und in der Scheinidylle des „Berghofs“ nur eine unbedeutende Nebenrolle spielte. Doch was stimmt an diesem Bild? Mit detektivischem Spürsinn rekonstruiert die Autorin die Lebensgeschichte Eva Brauns, die aus einem kleinbürgerlichen Haushalt bis in den inneren Zirkel des NS-Machthabers führte und einen Tag nach der Hochzeit im Berliner „Führerbunker“ mit dem gemeinsamen Selbstmord am 30. April 1945 endete.
Was hieß es mit Hitler zu leben? Welche Rolle spielte die Geliebte in Hitlers privatem Kreis? Über wie viel Einfluss verfügte sie? Und was wussten sie und die anderen Frauen der NS-Führer über die Verbrechen ihrer Männer? Heike Görtemaker ist diesen Fragen nachgegangen und zeichnet erstmals ein umfassendes Porträt der „Berghof“-Gesellschaft.
EVA BRAUN, Kinostart
Die Aussicht, dass bald eine attraktive Eva Braun von den Kinoplakaten herabschauen wird, scheint jedenfalls in diesem Land niemanden mehr wirklich zu stören.
Dabei ist die Problematik eines Eva-Braun-Kinofilms auch für den hartgesottensten Guiodo-Knopp-Fan augenscheinlich. Welcher Filmstar will ernsthaft die Eva Braun mimen und sich mit Mundgeruch und einhodiger Impotenz auseinandersetzen? Und wer soll Adolf Hitler spielen?
Normier schwebt da ein Mann vor, „der in erster Linie ein Mann ist“. Eva Braun muss ihn glaubhaft charmant und attraktiv finden – trotzdem darf kein Zweifel darüber aufkommen, dass er ein Massenmörder ist. Also? „Christoph Waltz hat es in INGLOURIOUS BASTERDS vorgemacht, wie man so eine Figur anlegt“, sagt Normier.
Wird er es noch mal tun? „So weit sind wir ehrlicherweise noch nicht…“
EVA BRAUN das Ende naht
Tja – selbst wenn mir dabei genauso mulmig ist wie den Redakteuren der ZEIT, kann ich bestätigen: Der Nationalsozialismus ist in der nimmer satten Populärkultur durchaus salonfähig geworden.
Bestes Beispiel dafür und bereits erwähnt, ist Tarantinos INGLOURIOUS BASTERDS. Dass bald Eva Braun dazugehören wird, macht das braune Un-Kraut sicher nicht fetter als es ohnehin schon wieder durch die klaffende, geschichtliche Wunde sprießt. Die moralische Grenze der Filmemacher allerdings wäre dort erreicht, wo der Faszinationskonsum das kollektive (Er)Schrecken zurückdrängt…
Doch um cineastisch neutral zu bleiben: Vielleicht entsteht durch das Engagement von Michael Simon Normier zwar kein inhaltliches, jedoch analog zu DER VORLESER, ein zumindest darstellerisches Kinoevent, das trotz der vordergründig bzw. hinterfragwürdigen Person EVA BRAUN geschichtliche Fakten enthält, die das Erscheinen des Films tatsächlich rechtfertigen…!?
Studio / Verleih / Bild-und Textnachweis: C.H. Beck-Verlag, DIE ZEIT EVA BRAUN - EIN LEBEN MIT HITLER,
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