MELANCHOLIA

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„A Beautiful Movie About The End Of The World“

In Lars von Triers psychologischem Katastrophenfilm MELANCHOLIA stehen zwei Schwestern -gespielt von Charlotte Gainsbourg und Kirsten Dunst-, eine Hochzeit und ein Planet im Mittelpunkt des Geschehens. Zudem gab der 54jährige Filmemacher bekannt, dass er nie wieder Happy End’s in seinen Filmen plane…

Inhalt

MELANCHOLIA

Ja, ohne Zweifel: Lars von Triers ANTICHRIST – „Happy“-End hatte im Kinojahr 2010 selbst abgebrühten Kritikern die Sprache verschlagen: Blutiges Kunstwerk, paranoider Mist oder genial in Szene gesetzt bzw. extrem abgedreht – so lautete auf den Filmfestspielen von Cannes der fast einhellige Konsens über diesen Film.

Meine persönliche Meinung: Obwohl Charlotte Gainsbourg (21 GRAMM, THE TREE) für ihre Rolle als traumatisierte Mutter und Schamlippen-Selbstverstümmlerin die Darsteller-Palme bekam – bleibt es ein unsicher positionierter Film zwischen Arthouse und Horror, welcher letztendlich nur mit dem Entsetzen der Zuschauer spielt.

MELANCHOLIA, Besetzung

Ungeachtet dessen sparte die deutsch-schwedisch-stämmige, US-amerikanische Schauspielerin Kirsten Dunst während der Dreharbeiten zu MELANCHOLIA -dem neuerlichen Höllenritt ins Reich der Depressionen eines Lars von Trier- nicht mit Lob über die Zusammenarbeit: „Der große Unterschied zu anderen Filmemachern ist, dass Lars ohne Proben arbeitet. Das gibt dem Ganzen Leben. Die Rolle ist eine fortwährende Herausforderung.“

Auch der männliche Teil der fulminanten Darstellertruppe schließt sich dieser Aussage an: Während John Hurt (DOGVILLE, HARRY POTTER), der als Vater der beiden Geschwister agiert, dem uneingeschränkt zustimmt, fügt Kiefer Sutherland (u.a. SPURLOS, THE SENTINEL) über seinen Part hinzu: „Meine Figur repräsentiert das moralisch Richtige, während Kirsten Dunst den Gegenpol dazu darstellt. Der Film verfügt da über eine wichtige Balance…“

Lars von Trier – der ganz normale Wahnsinn

Mit Äußerungen zu Adolf Hitler und einem „scherzhaft“ gemeinten „Ich bin ein Nazi“, hat Regisseur Lars von Trier (u.a. DOGVILLE, MANDERLAY) bei einer Pressekonferenz in Cannes bleibenden Eindruck hinterlassen, so dass sich an dem ansonsten eher schweigsamen Charakterkopf, der von sich behauptet, „…dass er Frauen in seinen Filmen verstehe, nicht aber im Leben und dass er für seinen neuen Film MELANCHOLIA in besserer Verfassung sei als bei ANTICHRIST…“, wohl weiterhin die Geister scheiden werden.

Lars von Trier & Co.

Zur sogenannten Dogma 95-Bewegung gehörend, polarisierte indes nicht nur Kultregisseur Trier (NYMPHOMANIAC, 2014 auf der großen Leinwand) das Kinopublikum. Auch seine ebenso prominenten wie oft diskutierten, dänischen Kollegen Thomas Vinterberg, Kristian Levring und Søren Kragh-Jacobsen brachten Filme auf die Leinwand, in denen sie einerseits und unbestritten mit dem Verzicht auf jegliche Effekte, technische Raffinessen, Illusion und dramaturgische Vorhersehbarkeit gegen die zunehmende Wirklichkeitsentfremdung des Kinos vorgingen, aber im Umkehrschluss dafür auch keine unterhaltsame und leichtverdauliche Kinokost ablieferten.

Stellvertretend zählen dazu: DAS FEST, IDIOTEN, ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER bzw. das ultra-harte Drama OPEN HEARTS der Regisseurin Susanne Bier. Insofern sollte jeder Kinobesucher, der ein Werk von den Regisseuren der Dogma 95-Bewegung anschauen möchte, sich dieses allgegenwärtige Filmverständnis in Erinnerung rufen und speziell bei Lars von Trier zudem die Worte: „…er müsse sich für nichts rechtfertigen – er sei doch der beste Regisseur der Welt…“(„Recht hat, wem recht gegeben“

MELANCHOLIA, Filmkritik

In Slow-Motion ergießt sich eine ungebremste Bilder-Fiebertraumvision begleitet durch eine musikalische Sinnflut über den Zuschauer. Nach der 15minütigen Tristan und Isolde-Ouvertüre, an der man förmlich zu ertrinken droht, steuert die Story auf die ultimative Auslöschung allen Lebens zu. Und was Trier sich diesbezüglich vorgestellt hat, bringt er gnadenlos-unblutig zu Ende…

Kurz und knapp: Wenn die Kritiker (mich eingeschlossen) für 130 Min. den Film ANTICHRIST, Lars von Trier’s augenscheinlich und stets presente Depression bzw. diverse, politische Äußerungen vergessen können…dann ist MELANCHOLIA das genialste Science Fiction-Epos seit Stanley Kubricks ODYSEE IM WELTRAUM 2001. Punkt!

Noch kein anderer Regisseur hat so konsequent und im Verhälnis unspektakulär den Untergang der Menschheit, der Erde, in Szene gesetzt – auf den Punkt gebracht! Das Triers eigenwillige Freude am Untergang ganz andere Gründe und Ursachen hat, als „nur“ darüber einen Film zu drehen, war zu befürchten – ist jedoch nicht Gegenstand einer Filmkritik.

Bleibt dem überlebenswilligen Kinozuschauer also weiterhin die Hoffnung, dass Außnahmetalent Lars von Trier hoffentlich bald seine seelische Talfahrt überwinden kann und in Zukunft sich auch wieder stärker um Filmprojekte kümmert, die nicht mit überzogenen Gewalt- und Sexdarstellungen anlocken wie gleichermaßen abschrecken…

MELANCHOLIA, Filminhalt

Justine (Kirsten Dunst, u.a. SPIDER MAN 3, ALL GOOD THINGS) und Michael (Alexander Skarsgård, u.a. HITCH, 13) freuen sich auf den schönsten Tag in ihrem Leben: Auf ihre Hochzeit. Doch die Eheschließung steht unter keinem guten Stern – und das wortwörtlich! Ein fremder Planet mit Namen MELANCHOLIA ist im Anmarsch und befindet sich auf direktem Kollisionskurs mit der Erde! Und noch fataler: Die Hochzeitsgesellschaft und alle anderen Bewohner des blauen Planeten sind sich im Grunde ziemlich sicher, dass sie diesen Zusammenprall nicht überleben werden…

So fallen die Vögel vom Himmel, schneit es plötzlich und unvermittelt im Sommer, die Strom- und Handynetze versagen und einige Menschen „wissen“ anscheinend schon mehr als andere. Diese werden von seltsamen Netzen daran gehindert sich fort zu bewegen oder versinken immer tiefer bei der Flucht vor dem Unausweichlichen in sumpfigen Wiesen…


Studio / Verleih / Bild-und Textnachweis: Warner Bros. Sony Picture, Concorde Filmverleih

MELANCHOLIA, 8.2 out of 10 based on 10 ratings

1 Kommentar zu MELANCHOLIA

  1. Ich muss sagen, dass ich den Film weder mit Stanley Kubriks „Odysee im Weltraum“ vergleichen kann, noch ihn als Science-Fiction Film sehe. Erstens, weil Stanley Kubricks Meisterwerk nicht allein auf dramatische Bilder setzt und zweitens, weil zu Science-Fiction nun mal Wissenschaft gehört. Und die ging bei Melancholia verloren. Ich muss sagen, den ganzen Lobhudeleien zum Trotz, dass ich den Film sehr unerträglich fand. Und das hatte diverse Gründe.

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